• Die Mimusen

PROJEKTE

Die rosa Gefahr – ein musikalisches Theaterstück

Komponistinnen? Gibt’s die überhaupt? Oh ja, und wie!
Kreativ, tragisch, inspirierend, dramatisch, kraftvoll, sprühend, herzergreifend und auch mal traurig. Alles was „männliche“ Kompositionen auszeichnet gibt es auch bei ihnen. Denn, um es mit Cécil Chaminade zu sagen: „Es gibt kein Geschlecht in der Musik“. Aufgrund der jahrhundertelang währenden Meinung, Frauen seien nur da, um den Haushalt zu schmeißen, Kinder zu gebären und großzuziehen, blieben ihre Kompositionen im Verborgenen. Bis jetzt. Mit der „Rosa Gefahr“ reißen die Mimusen den Schleier herunter und porträtieren in lustvollem Spiel und mitreißender Musik Leben und Werk von sechs faszinierenden Frauenpersönlichkeiten um die Jahrhundertwende. Es darf mitgefiebert, mitgelacht und mitgeweint werden.

Die Protagonistinnen sind Pauline Viardot-Garcia, Clara Schumann, Cécile Chaminade, Alma Mahler, Lili Boulanger und Ethel Smyth.

Sieben frühe Lieder“ (Alban Berg) – Der Film

Wien um die Jahrhundertwende. Geburt von neuem Denken, neuen Bildern und neuen Klängen. Märchen, unerklärbare Phänomene, Träume und das Unbewusste erobern sich einen nicht mehr wegzudenkenden Platz im kulturellen Leben. An Bergs Zyklus fasziniert die Vielschichtigkeit der Melodien und die Farbigkeit der Harmonien. Als würde man durch Klänge des Unbewussten waten. Die zugrunde liegenden Gedichte spielen mit Worten und Metaphern und sind eine reiche Fundgrube an Bildern und Impressionen, die starke Assoziationen wecken und sich deren visuelle Umsetzung förmlich aufdrängt. Man hört die Lichter aufsteigen, das Schilf rauschen, den Wind die Atemzüge hinaustragen. Alles unterlegt mit einer nahezu greifbaren Sinnlichkeit und Begierde, die Nacht und Träume zum Rauschen bringen. Alles ist bedeckt vom Goldstaub der Wiener Jahrhundertwende und man ist immer nur einen kleinen Schritt von der Anderswelt entfernt.
Angelehnt an Gustav Klimts opulente Bilder und inspiriert von den Filmwerken eines Peter Greenaway, Jean Luc Godard und Stanley Kubricks Eyes wide shut ist zum ersten Mal überhaupt ein Liederzyklus in dieser Art verfilmt worden. Er ist ein Fest für alle Sinne. Musik, Gesang und Schauspiel agieren und erklingen auf höchstem Niveau – ein außergewöhnlicher Film, der in seiner Einzigartigkeit seines Gleichen sucht.

… Überhaupt gelingt es der Sängerin mit ihrer üppigsatten Stimme … den Liedern etliche Farben abzugewinnen ….

… Aus diesem Lied machten Denise Seyhan und Philip Dahlem eine fast schon erschütternde Szene ….

… Spielszenen und Monologe, in denen Henrietta Teipel die Porträtierten selbst zu Wort kommen lässt, sorgen dabei für einige starke Momente …

… Zum zweiten Mal bin ich der „Rosa Gefahr“ verfallen …

… Großartig! …

… Sehr schönes Thema, wunderbar dargestellt! Gerne öfter! …

Die Mimusen setzen die wunderbare Idee eines „theatralischen Liederabends“ auf begeisternde und oft berührende Weise um: Der meisterhaften Darbietung von Musikwerken geht jeweils die Vorstellung der Schöpferinnen dieser Musik durch Schauspiel und gesprochenes Wort voraus — mal charmant, mal amüsant, mitunter überraschend, immer hochinformativ.

Danke für diesen kurzweiligen und brillanten Abend! Wir haben viel gelernt und viel gelacht, waren berührt von den traurigen Momenten und den Schicksalen der Komponistinnen. Die absolut überzeugend gespielten Rollen, die schlüssige Textmontage und Personenregie, die sehr einfühlsame Klavierbegelitung und die beeindruckende Stimme ergaben ein stimmiges Ganzes. Der ganze Saal war begeistert! Auch der Rahmen, Ziegler-Saal im Restaurant Akropolis, war perfekt! Als Kollegin freue ich mich über solche künstlerischen Themenabende mit so viel Ausdruck und Leidenschaft. Echt mal was anderes! Bravissimo! Mehr davon!

Im Zieglersaal Karlsruhe war am vergangenen Wochenende zweimal der theatrale Liederabend „Die Rosa Gefahr“ auf der nostalgischen Guckkasten-Bühne zu sehen, und wer nicht dabei war, hat etwas verpasst. Das Ensemble „Die Mimusen“ bot in der einfühlsamen Inszenierung von Mimi Schwaiberger sowohl informative als auch bewegende Einblicke in Biografie und Werk von 6 Komponistinnen wie Clara Schumann, Pauline Viardot-Garcia oder Cécile Chaminade. Die Mezzosopranistin Denise Seyhan war den wunderschönen und teilweise sehr anspruchsvollen Liedern dank ihrer perfekten Technik stimmlich immer gewachsen. Philip Dahlem am Flügel war ihr ein hervorragender, stets aufmerksamer Begleiter, der die Klavierparts nicht nur souverän beherrschte, sondern durch sein behutsames Spiel die den Liedern innewohnenden Emotionen besonders unterstrich. Absoluter Highlight des Abends war Michelle Brubach, die mit verblüffender Wandlungsfähigkeit den Figuren Kontur und Leben gab. Großartig ihre Interpretation der selbstbewussten Ethel Smyth, zu Tränen rührte sie durch ihre Darstellung der fragilen Lili Boulanger, die nach großen Erfolgen und schweren Erkrankungen schließlich schon mit 24 Jahren verstarb. Und als kein Blatt vor den Mund nehmende Alma Mahler konnte die Schauspielerin dem Affen auch mal so richtig Zucker geben, was das Publikum mit begeistertem Applaus quittierte. Wie schwer es komponierende Frauen über die Jahrhunderte hinweg hatten, gegen welche gesellschaftlichen Widerstände sie ankämpfen mussten, das hat dieser Abend auf eine Art und Weise gezeigt, wie man sie gern öfter sehen würde: Ein „Nicht-Mainstream-Thema“ wurde dem Publikum auf spannende, unterhaltsame und gefühlvolle Weise nahegebracht, und das auch auf handwerklich hohem Niveau. Mag der Zieglersaal optisch auch ein Ambiente der besonderen Art versprühen – wenn Musik und Theater gut gemacht sind, dann funktionieren sie überall. Chapeau!

Die Mezzosopranistin Denise Seyhan hat sich mit diesem Zyklus in einer sehr originellen Weise auseinandergesetzt: Sie hat ihn 2021 verfilmt. Und das was sie und ihre Künstlerkollegen – der Pianist Philip Dahlem und die Schauspielerin Michelle Brubach, zusammen „Die Mimusen“, aus dieser Liedsammlung gezaubert haben, verzauberte nun ein pandemiebedingt kleines Publikum im südstädtischen Zieglersaal. Seyhan entstammt künstlerisch der Bühne, ihre Passion gilt dem Fin de Siècle. Und diese Kombination ist es, die der Musik Bergs und den vertonten Texten eine fast greifbare Existenz schafft. Seyhan lässt ihrer visuellen Kreativität freien Lauf, ohne zu überzeichnen. Stimmlich völlig überzeugend – als „Mezzo“ muss sie nicht wenig „in die Höhe“, etwa gleich in Carl Hauptmanns „Nacht“ oder in Storms „Nachtigall“ – und dramatisch sehr steigerungsfähig, verleiht sie dieser komplexen Liedmusik in glückhaftem Zusammenwirken mit Dahlem und schauspielerisch mit Brubach eine weitere Dimension, weitert sie zu einem Gesamtkunstwerk. Die Musik und ihre Texte erweisen dabei ihr Changieren zwischen Realität und Traum, nachvollzogen, wenn etwa der mitgestaltende Pianist in kurzen Einblendungen erscheint, sie zeigen sich als Vexierbilder verstecker Intentionen, eine seit der Romantik eines E.T.A. Hoffmann verbreitete, nicht selten dem Selbschutz vor Zensur dienende Praxis. Seyhan erweckt diese Metaebenen zum Leben, wechselt, den Texten folgend, auch in Männerrollen, erkundet die Morbidität, das rauschhaft Sinnliche, das Schillernde dieser Miniaturen. Auch dort, wo das Körperliche der Liebe beschworen wird, auch ihre Nähe zum Tod, etwa in Lenaus „Schilflied“ oder Rilkes, „Traumgekrönt“ bleibt sie dezent, ohne zu verschweigen. Seyhan gewinnt Bergs frühen Liedern die Macht der Bilder hinzu – und schafft eine verführerische Opulenz. Der Film wird Fernsehanstalten angeboten und auch auf Youtube eingestellt werden.

Die Mimusen – Entstehung des Ensembles

Das Ensemble Die Mimusen gründete sich im Sommer 2021. Da in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie an Auftritte erstmal nicht zu denken war, entschloss sich Denise Seyhan den Liederzyklus „Sieben frühe Lieder“ von Alban Berg zu verfilmen. Sie fand in dem Pianisten Philip Dahlem und der Schauspielerin Michelle Brubach die idealen künstlerischen Partner. Der Preview fand vor begeistertem Publikum am 15. Januar 2022 im Zieglersaal des Restaurants Akropolis in Karlsruhe statt. Die Rezension zum Preview ist bei den folgenden Reviews nachzulesen.
Hier findet man ein kurzes Interview zu dem Projekt im Magazin der Deutschen Orchesterstiftung (Ausgabe 21/4), durch die der Film gefördert wurde.

Mit Die rosa Gefahr – ein theatralischer Liederabend, in dem ausschließlich Werke von Komponistinnen zu hören sind, geben Die Mimusen ihren Einstand auf der Konzertbühne. Ihr Anliegen ist es, neue Formen der musikalischen Darbietung zu finden, in dem der klassische Liederabend durch Schauspielszenen um eine weitere unterhaltsame und informative Ebene ergänzt wird. Das Projekt bekam ein Stipendium der GVL/Neustart Kultur und vom Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden Württemberg. Nach einer begeistert aufgenommenen Premiere am 19. Februar 2022 hatte das Stück einige Gastspiele im süddeutschen Raum.
Im September 2022 verließ Michelle Brubach „Die Mimusen“ und seitdem übernimmt Henrietta Teipel den schauspielerischen Part.

Nicht zuletzt durch diese Neubesetzung überarbeiteten die Mimusen 2024 „Die rosa Gefahr“ und es wurde zu einem musikalischen Theaterstück. Gefördert vom Kulturamt der Stadt Karlsruhe und dem Sanfilippo Designbüro wurde es am 9. Juni 2024 zum ersten Mal in dieser neuen Form gespielt und vom Publikum erneut sehr gut aufgenommen.